Nausea und Emesis sind keine zornigen griechischen Götter, auch wenn sich die Bezeichnungen durchaus so anhören mögen. Bei diesen Begriffen handelt es sich vielmehr um den von Medizinern verwendeten Ausdruck für „Übelkeit und Erbrechen“. Diese sind eine der häufigsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie und für die Betroffenen äußerst unangenehm. Mittlerweile sind diese Begleiterscheinungen jedoch gut zu behandeln, vor 15 Jahren noch gehörte bis zu zehnmaliges Erbrechen am Tag zum Standard bei einer Krebsbehandlung. Durch die Einführung sogenannter „Setrone“ ist dies jedoch maßgeblich zurückgegangen. Diese Medikamente behandeln aktiv das Erbrechen beim Patienten.

Wie sehr ein Patient mit Übelkeit und Erbrechen während seiner Krebstherapie zu kämpfen hat, lässt sich nicht pauschal beantworten. Allerdings gibt es Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit dieser Nebenwirkungen beeinflussen können:

 

  • Wenn vorausgegangene Chemotherapien bereits Erbrechen ausgelöst haben.

  • Patienten unter 35 Jahren weisen ein erhöhtes Risiko auf, genauso wie Frauen und Personen, die unter See- oder Flugkrankheit leiden.

  • Patienten mit hoch aggressiven Tumoren, einem späten Krankheitsstadium oder einer ausgedehnten Metastasierung können ebenfalls häufiger an Übelkeit und Erbrechen leiden.

Gründe für Übelkeit und Erbrechen

Die Gründe für Nausea und Emesis sind vielfältig: Einerseits handelt es sich hierbei um Schutzreflexe des Körpers, die diesen von giftigen Stoffen befreien sollen, andererseits kann auch eine Anhäufung von Abfallstoffen im Körper der Grund sein. Wenn diese nicht mehr verstoffwechselt werden können, kann es zu Brechattacken kommen. Dabei lösen unterschiedliche Zytostatika unterschiedlich starkes Erbrechen aus, allerdings ist das die Nebenwirkung, unter der die Patienten am häufigsten und intensivsten während einer Chemotherapie leiden. Weshalb Zytostatika diese Nebenwirkung auslösen, ist noch nicht vollständig von der Medizin aufgeklärt. Aktuell gibt es drei Ansätze, die diesbezüglich zur Diskussion stehen:

1. Zytostatika könnten direkt auf das als „Brechzentrum“ bezeichnete Teil im Gehirn wirken und dort spezielle Mechanismen in Gang setzen, die ein Erbrechen auslösen.
2. Zytostatika könnten indirekt auf das Brechzentrum wirken, da sie ihre Wirkung bereits im Magen entfalten. Von dort aus gehen jede Menge Nervenbahnen durch den Körper, die an der Steuerung nahezu aller Organe beteiligt sind.
3. Der Brechreiz könnte ausgelöst werden, da Zytostatika die Geschmackswahrnehmung verändern und der Körper Speisen daraufhin als ungewöhnlich oder „verdächtig“ wahrnehmen könnte.

Die verschiedenen Formen von Erbrechen bei einer Krebstherapie:

Prinzipiell unterscheidet man bei durch Chemotherapie ausgelöstem Erbrechen drei Formen:

  • akutes Erbrechen
  • verzögert auftretendes Erbrechen
  • vorwegnehmendes Erbrechen

Dabei tritt das akute Erbrechen unmittelbar nach der Einnahme der Zytostatika ein und erreicht seinen Höhepunkt nach 4 bis 10 Stunden. Beim verzögert auftretenden Erbrechen tritt dieses rund 24 Stunden nach Einnahme der Zytostatika ein und kann sich innerhalb eines Zeitraumes von bis zu 120 Stunden wiederholen. Das vorwegnehmende Erbrechen tritt als Folge der Erfahrung der Übelkeit auf und ist auf die Erinnerung des Körpers an eine vorangegangene Chemo- oder Strahlentherapie zurückzuführen.

Die Folgen intensiven Erbrechens können schwerwiegend sein:

Flüssigkeitsverlust kann zur Austrocknung und Unterversorgung des Körpers führen. Dies wiederum löst Kreislaufprobleme mit niedrigem Blutdruck und in schweren Fällen Verwirrtheit aus. Durch die Austrocknung kann die Niere geschädigt werden, was eine Doppelbelastung für dieses Organ darstellt, da manche Zytostatika ebenfalls die Nieren belasten.

Auch Muskelkrämpfe oder eine Harnvergiftung (Urämie) können aus übermäßigem Erbrechen resultieren, wobei andauernde Übelkeit und Erbrechen auch den Erfolg der Tumortherapie beeinflussen können.

Nicht selten führen die Nebenwirkungen zu einer Ablehnung des Patienten gegenüber der Therapie oder sogar zu einem Therapieabbruch. Um dieses Risiko zu minimieren, erfolgt heutzutage standardmäßig zu jeder Krebstherapie eine vorbeugende Behandlung gegen Übelkeit und Erbrechen.