Eine aggressive Erkrankung wie Krebs bringt bei der Behandlung häufig auch unschöne Nebenwirkungen mit sich. Welche das sein und was Sie dagegen tun können und wie Sie lernen, damit bestmöglich umzugehen, erfahren Sie in diesem Abschnitt.

 

Spürbare Veränderungen – die Nebenwirkungen

Einige Krebserkrankungen lassen sich mittlerweile gut behandeln, sind jedoch auch mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden. Da jede Behandlungsform unterschiedliche Nebenwirkungen hervorrufen kann, wird im Folgenden ausschließlich von den Nebeneffekten einer Chemotherapie sowie einer Bestrahlung gesprochen. Bitte lassen Sie sich dadurch nicht verunsichern, denn die Begleiterscheinungen treten bei jedem Patienten in unterschiedlicher Art, Menge und Konstellation auf.

1. Infektanfälligkeit

Die Krebstherapie, aber auch der Tumor als solcher können das Immunsystem beeinträchtigen. Die Folge: ein geschwächtes Immunsystem und einhergehend eine höhere Infektanfälligkeit. Diese kann sich beispielsweise durch Fieber und Entzündungen äußern und entstehen, indem über Spritzen, Infusionen oder auch eine OP Keime in den Körper gelangen. Auch die Haut und insbesondere die Schleimhäute können bei Chemo-Patienten gereizt sein und dadurch ein leichteres Eindringen von Bakterien ermöglichen.

Manche Medikamente, die zur Behandlung eingesetzt werden, können auch direkt das Immunsystem beeinträchtigen und den Körper auf diese Art und Weise schwächen. Leider kann dies oftmals einen schwereren Verlauf sonst harmloser Infektionen zur Folge haben. Achten Sie daher unbedingt auf die Einhaltung von Hygieneregeln und gehen Sie auch bei vermeintlich kleineren Infektionen zu Ihrem Arzt.

2. Müdigkeit (Fatigue) 

Eine Krebserkrankung zehrt am Körper und verlangt ihm einiges ab. Da ist es nur verständlich, dass Patienten sich oftmals müde und erschöpft fühlen. Im Fachjargon wird das als „tumorbedingte Fatigue“ bezeichnet. Auch Chemo und Bestrahlung können dafür sorgen, dass eine Fatigue entsteht. Dieses Risiko wird erhöht, wenn bei der Bestrahlung des Tumors auch Knochenmark mitbestrahlt wird. Hier werden nämlich die roten Blutkörperchen hergestellt. Bei einer Bestrahlung wird das jedoch beeinträchtigt, wodurch zu wenige rote Blutkörperchen gebildet werden. Die Folge: eine Anämie (Blutarmut), die die Sauerstoffversorgung des Körpers einschränkt und damit den Körper weniger leistungsfähig macht.

Auch die psychische Komponente kann eine große Rolle spielen: Nicht selten wird durch die psychische Belastung einer Krebserkrankung eine Fatigue zusätzlich gefördert. So versucht der Geist, mit der neuen Situation umzugehen. Daher sollten Sie sich ausruhen und schonen, bis es Ihnen besser geht. Manchen Patienten kann jedoch auch moderate Bewegung helfen, die Fatigue in den Griff zu bekommen. Sprechen Sie diesbezüglich jedoch immer mit Ihrem Arzt – er weiß am besten, was Sie tun können.

 

3. Haut- und Haarschäden

Sowohl die Chemo- als auch die Bestrahlungstherapie können zu massiven Haut- und Haarschäden führen. Bei Bestrahlung entsteht der Schaden in der Regel besonders an der behandelten Stelle, während die Nebenwirkungen einer Chemo sich im ganzen Körper auswirken können. So kann diese besonders eine Rötung, Schuppung und Trockenheit der Haut bewirken, auch können Nägel brüchig werden oder einreißen.

Eine Chemo sorgt außerdem durch ihre direkte Wirkung auf die Zellen dafür, dass Haarausfall an verschiedenen Stellen des Körpers verursacht wird. Obwohl die gesamte Körperbehaarung betroffen sein kann, merken Patienten die Nebenwirkungen oftmals besonders an Wimpern, Augenbrauen und Kopfhaar. Wichtig ist, dass Sie betroffene Hautpartien gut pflegen und diese nicht zu sehr beanspruchen. Bei einer Bestrahlung können diese Nebenwirkungen ebenfalls vorkommen, beschränken sich in der Regel jedoch auf den bestrahlten Bereich. Nach Beendigung der Therapie wachsen die Haare zumeist nach – Kassenpatienten haben in der Übergangszeit Anspruch auf eine Perücke.

4. Zahn- und Mundprobleme

Da die Schleimhäute des Menschen besonders empfindlich auf Bestrahlung und Chemo reagieren, kann es während einer Krebsbehandlung zu Reizungen, Schwellungen und Wunden im Mund- und Rachenbereich kommen. Diese resultieren zudem häufig in Ess- und Schluckstörungen. Sofern Speicheldrüsen mit bestrahlt werden, kann deren Beschädigung zu Mundtrockenheit führen, da die Drüsen keinen Speichel mehr produzieren können. Sollten bereits vor der Bestrahlung Zahn- oder Zahnfleischprobleme aufgetreten sein, so können sich diese während einer Strahlentherapie intensivieren. Daher ist es wichtig, auf eine gute Mundhygiene zu achten und eine weiche Zahnbürste zu verwenden. Auch lokal wirksame Schmerzmittel können helfen, unangenehme Gefühle während des Essens und Trinkens zu lindern.

5. Nervenschäden

Manche Medikamente, die während einer Chemotherapie verwendet werden, können eine periphere Neuropathie verursachen. Im Klartext bedeutet das, dass eine langanhaltende Nervenschädigung entstehen kann. Diese äußert sich beispielsweise durch ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Händen und Füßen, Gefühlsminderungen, aber auch Muskelschwäche oder Schmerzen. Sollten Nerven im Gehirn betroffen sein, so können Sehminderung oder ein Hörverlust die Folge einer Behandlung sein. Wenn Nerven im Darm geschädigt werden, kann es außerdem zu Verstopfung kommen.

Des Weiteren gibt es Zytostatika, die die sogenannte „Blut-Hirn-Schranke“ überwinden können. Wenn diese Mittel angewandt werden, können Nebenwirkungen wie Verwirrtheit, Unruhe, Bewusstseinsstörungen oder epileptische Anfälle auftreten. Nervenschädigungen, die durch die Krebstherapie resultieren, sind leider nur schwer behandelbar und brauchen vor allem Zeit, um zu heilen. In manchen Fällen können sie auch über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben.

6. Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit

Durch die Chemotherapie können Übelkeit und Erbrechen verursacht werden. Der Grund dafür sind verschiedene Wirkmechanismen der Zytostatika. Ein auftretender Appetitverlust kann außerdem zusätzlich zu einer Gewichtsabnahme und einem Nährstoffmangel führen. Daher werden mittlerweile bereits vor oder während der Chemotherapie Medikamente gegen Übelkeit verabreicht, um dem entgegenzuwirken. Genaueres dazu lesen Sie unter dem Abschnitt Nausea und Emesis.

7. Fruchtbarkeit und Kinderwunsch

Wenn Sie einen Kinderwunsch hegen, so sollten sie vor Behandlungsbeginn mit Ihren Ärzten darüber sprechen. Oberstes Ziel sollte dann sein, die Fruchtbarkeit trotz Erkrankung zu erhalten. Bei einigen Patienten kann eine Chemotherapie allerdings eine Unfruchtbarkeit zur Folge haben. Auch bei einer Krebserkrankung bei gleichzeitiger Schwangerschaft sollten Sie schnellstmöglich mit Ihren Ärzten sprechen, weil dann nicht alle Medikamente einer Chemotherapie zur Verfügung stehen, da sonst das ungeborene Kind geschädigt werden kann. Außerdem ist es wichtig, während einer Krebsbehandlung auf gute Verhütung zu achten, um die Belastung einer Schwangerschaft und die Gefahr einer Medikamenteneinwirkung auf den Embryo einzudämmen.